Austausch der Abgaskrümmerdichtung Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110

Motor, Getriebe, Antriebswellen, ...
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Schön, du willst einen neuen Beitrag schreiben.  Wenn du etwas an deinen Wagen reparieren willst, dann nehme dir doch bitte etwas Zeit und dein Smartphone, dokumentiere die Arbeitsschritte und mache daraus eine kleine DIY-Anleitung in der KnowledgeBase, davon haben wir dann alle was.

Oder erstelle selber ein pdf-Dokument und schicke es mit einer kleine Beschreibung dazu an technik@scenic-forum.de, wir fügen diese dann der KnowledgeBase zu.

Bilder für deine Beiträge, im Forum sowie der KnowledgeBase, kannst du über unseren eigenen Bilderuploaddienst einfügen. Dazu gibt es diese Anleitung im Forum.

 
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TJ3004691
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Registriert: 23. Okt 2019, 22:01
Scenicmodell: GS3
Kurzbeschreibung: GS3 Bj 2012 1,5dci 110 Start & Stop 7 Sitzer
Ausstattung: Nix+Navi
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Austausch der Abgaskrümmerdichtung Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110

Beitrag von TJ3004691 »

Austausch der Abgaskrümmerdichtung
Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110
 
Ein Erfahrungsbericht
 
 
Zu meiner Person:
Ich bin Bj. 84, Energieelektroniker, 1,85m groß und mittlerweile ca. 90kg fett.
Seit mein Vater anno 1993 einen Renault Espace gekauft hat bin ich mit dieser Marke verbunden. Mein erstes Auto war von 2002 bis 2009 ein Renault 19 Bj. 93 an dem ich mir im wahrsten Sinne des Wortes die Hände blutig geschraubt habe.
Von 2009 bis 2013 bin ich dann VW Passat Bj. 94 gefahren, als reines Vernunftsauto das täglich 80km Arbeitweg bewältigen musste.
Da meine Frau dann ein moderneres Auto haben wollte mit 7 Sitzen haben wir den Scenic gekauft.
Seit 2015 habe ich als Zweitwagen wieder einen Renault 19 der sich trotz seiner derzeit 305.000km beharrlich weigert aufzugeben und über 30.000km pro Jahr abspult :D
 
Der Scenic:
Da Geld bei uns recht mager ist (Haus und 4 Kinder kosten halt) wurde es nur ein Jahreswagen: 2012er Grand Scenic 1,5 dci 110 Start & Stop mit 7 Sitzen und Navi, manuelle Klima und Anhängerkupplung.
Da hört dann die Zubehörliste auch schon auf.
Mit 16.000km damals 2013 für 14.500€
 
Der Schaden:
Bereits 2017 sind wir mal mit AK die 600km bis nach Stuttgart gefahren, mit 6 Personen und Gepäck. Noch dort unten bemerkte ich dann ein kurzes leises Quieken beim Gaswegnehmen.
Im Laufe der Zeit wurde es immer deutlicher bis es irgendwann mal ständig vorhanden war.
Klang nach einer flatternden Blechdichtung war aber unauffindbar.
Eines Tages Anfang 2019 war es schlagartig weg und wurde durch ein leichtes Fauchen beim Beschleunigen und Abtouren ersetzt. Also war das flatternde Stück Dichtung wohl weg…
Optisch zu erkennen war da bereits im Motorraum schwarze Rußablagerungen an der oberen Ölleitung des Turboladers und unten an der Antriebswelle Beifahrerseite.
Fehlercodes waren nicht vorhanden.
 
Mit diesem Schadensbild bin ich dann zum Renaulthändler meines Vertrauens gefahren.
Diagnose: Nix zu finden.
Reparaturvorschlag: Motor ausbauen (1200€) nachschauen was da kaputt ist (???€) mach dich mal auf ca. 2000€ Gesamtkosten gefasst.
 
Da Geld ja nun mal bekanntlich recht mager ist haben wir die Reparatur also auf die lange Bank geschoben, macht ja keine 10.000 km im Jahr das Auto.
Jetzt, Ende 2019, machte sich der Schaden deutlicher durch ein noch späteres Ansprechen des Turboladers erst ab ca. 2000U/min. Tacho 90 mit Wohnwagen im 6. Gang auf gerader Strecke konnte nicht mehr gehalten werden. Zusätzlich stank die Kasperbude nach /8er Mercedes was besonders beim rückwärts Fahren in den Innenraum eindrang obwohl kein /8er in Sichtweite war.
Als er dann noch anfing leichte Rauchwolken aus dem linken Radkasten abzugeben wenn er längere Zeit an einer Ampel stand erklärte ich ihn für fahruntauglich!
 
 
Das Werkzeug:
Ich werde jetzt im Nachgang bestimmt irgendwas vergessen also seht das nur als grobe Übersicht an.
 
Nusskasten ½" mit diversen Verlängerungen
Nusskasten ¾"
Nusskasten 1/4" mit Verlängerungen in allen möglichen und unmöglichen Größen
8er, 10er, 13er, 14er, Ringmaulschlüssel und gekröpfte Ringschlüssel
Wasserpumpenzange, ruhig eine bessere (z.B. Knipex 250er)
 
wenn keine Hebebühne vorhanden ist:
Auffahrrampen und Keile
Vertrauenserweckender Wagenheber (wie der vom R19 :D )
10cm Holzklotz zur Verlängerung des Wagenhebers
Unterstellböcke zur eigenen Sicherheit
Zweistufentritt
 
21er Nuss ½" und Ringschlüssel für das Federbein
30er Nuss mit T-Stück und ca. 1m zölliges Rohr für die Zentralschraube der Antriebswelle
Einen mittelgroßen Schlitzschraubendreher
Gute Taschenlampe
Möglichst kleiner Schminkspiegel, sehr wichtig!
Bisschen Rödeldraht
Spanngurt ca. 2m
10mm Vierkantschlüssel für Ölablassschrauben
Schlauch und Trichter zum Getriebeölauffüllen
Drehmomentschlüssel für 10-50Nm und 80-250Nm
Garage ist sinnvoll, es ist nicht an einem Tag erledigt.
Ca. 30h Auszeit von Frau und Kind also am besten eine Woche Urlaub für alle bei Schwiegermutter außer für dich du bleibst da…
 
Zusätzlich bleiben auf der Strecke:
8er Ringmaulschlüssel in der Mitte durchgesägt
10er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durchgesägt
14er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durch und linksseitig aufgesägt
Diverse Heftpflaster :roll:
 
Material:
14 03 615 79R            Dichtung Motor zum Abgaskrümmer             9,55€
14 41 576 06R            Dichtung Abgaskrümmer zum Turbo            35,33€
20 82 557 98R            Dichtung Turbo zum DPF                             15,39€
20 69 100 04R            Dichtung DPF zum Flexrohr                           6,55€
14 71 928 57R            Dichtung DPF zum Wärmetauscher              15,03€
14 71 965 07R            Dichtung AGR-Ventil                                     6,49€
82 00 964 237            Mutter ATW                                                   7,82€
77 01 048 678            Dichtung Ölrückleitung Turbo                      12,76€
Dichtung Ablassschraube Getriebeöl
Ca. 2,5 Liter Getriebeöl 75W80 (z.B. Motul Motylgear SAE75W80)
14 00 429 75R         Abgaskrümmer falls nötig (eBay)
Preise bei Renault im Oktober 2019 ohne MwSt.


Die Reparatur:
Grundsätzlich, es hilft nichts. Aufgeben ist keine Option. Es wird solange weiter gewurschtelt bis der Fehler gefunden ist!
Alle nachfolgenden Angaben über vorne, hinten, rechts und links beziehen sich immer auf die Fahrtrichtung. Oben und unten auf die Nordhalbkugel und nicht Australien!
 
Als erstes solange das Auto noch auf dem Boden Steht wird die zentrale Schraube der Antriebswelle Beifahrerseite gelöst. Diese bekommt ca. 250Nm und wehrt sich demnach beachtlich. Die Radbolzen kann man auch schon mal anlösen.
Das Auto dann auf die Rampen stellen aber nur soweit das man die Beifahrerseite noch mit dem Wagenheber anheben kann (Keile hinter die Hinterräder und Handbremse anziehen).
Motorhaube öffnen und die Batterie abklemmen (Minuspol).
Bremsfüssigkeitsbehälter abschrauben und auf der Batterieabdeckung ablegen.
Die obere Abdeckung unter den Wischerblättern ist rechts und links geklippst und wird dann nach vorne abgezogen.
Die untere Abdeckung ist rechts und links mit 10er Muttern befestigt und hält sich mit der langen mittleren Gummileiste fest.
Ach schau an: Ein Motor :)
Den Daumendicken Schlauch ganz oben entfernen, dazu das gelbe Dingens mit dem Schraubendreher eindrücken und am Schlauch ziehen. Hinten ist er nur aufgesteckt.
Den Ansaugschlauch vom Turbolader lösen (Metallklammer hochhebeln) und aus dem Weg biegen.
Oben rechts das Hitzeschutzblech, zwei Schrauben und eine Mutter entfernen.
Die beiden Steckverbinder dort auseinander ziehen.
Hinten links thront das AGR-Ventil. Davor sitzt ein Halter, beide Muttern lösen aber nicht abschrauben. Wenn die wegfallen sind sie weg.
Ist der Halter gelöst lässt sich das AGR-Ventil ausbauen, zwei Schrauben.
Danach kommt man auch vernünftig an die Muttern des Halters und kann sie abschrauben.
Alle Steckverbinder lösen und den Kabelbaum bis nach vorne aus dem Weg räumen.
Oben rechts über dem Edelstahlrohr ist ein Halter, der muss ab.
Am Edelstahlrohr ist ein Haltebügel mit einer Schraube am Ende. Ist sie raus dann kann man das Rohr mit liebevoller Gewalt und hin und her gedrücke rechts rausziehen.
Der Halter darunter kann auch ab, zwei Schrauben.
Der dicke Gummischlauch vom Luftfilter zum Plastikrohr da oben links kann auch schon ab, zwei Schellen. Der Schlauch vom LLK zur Drosselklappe kann dort auch weg, wieder mit Metallklammer.
 
Links vom Turbo hinten zur Spritzwand hin ist ein Blechhalter, der muss ab.
Die beiden oberen Schrauben sind gut erreichbar aber hinten mittig sitzt noch eine miese Fiese von links nach rechts mit 8er Schlüsselweite.
Da wird einem dann klar warum die in der Werkstatt den Motor ausbauen wollen…
Man hat 5-6cm Platz, gerade genug um sie zu ertasten, da muss jetzt der abgesägte 8mm Ringschlüssel drauf.
Nach ewigen Versuchen und Fluchereien habe ich es geschafft mit der linken Hand den Schlüssel zu positionieren, den Spanngurt um den Schlüssel zu legen und mit rechts den Spanngurt mit einem Ruck hochzureißen.
Nach zehn Minuten habe ich den Schlüssel in den Katakomben des Motors wieder gefunden und die Schraube ließ sich mit spitzten Fingern ganz leicht herausdrehen.
Sie liegt heute noch auf dem Radio in der Garage und wird in diesem Leben nicht wieder eingebaut werden!
Dort liegt noch eine aber dazu kommen wir später…
Wer jetzt keine Lust mehr hat sollte langsam aufhören, noch kann man alles recht unkompliziert wieder zusammenbauen. Wer so wie ich keine Wahl hat muss weiter machen, es wird aber nicht einfacher!
 
Dieses Plastikansaugrohr da vor dem Blech kann jetzt ab, zwei Schrauben. Die Obere ist einfach, die untere kann nur blind ertastet werden. Dort kommt aber eine 8er Nuss mit langer Verlängerung grade so hin. Der Halter vorne kann am Rohr dran bleiben wenn man ihn oben abschraubt. Die Rohrschelle unten mit der Wasserpumpenzange zusammendrücken und nach unten wegschieben.
Ist es weg kann man das 180° "Wellblechrohr" das vom Abgaskrümmer zum AGR-Ventil führt abschrauben. Achtet auf die kleinen Dichtungen darin, die gibt es nicht einzeln und das Rohr kostet über 66,18€ netto! (14 72 595 39R und Schellen 14 72 130 15R a 8,78€ netto)
Ich habe dann dieses Alurohrkonstukt mit Drosselklappe abgeschraubt. Ob es nötig gewesen ist weiß ich nicht, unter Umständen hätte es auch dran bleiben können.
Dieses ist mit zwei Schrauben von hinten befestigt. Links geht einfach, rechts brauchte ich den 10er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durchgesägt und ganz kleine Schritte.
Dies ist die zweite Schraube auf meinem Radio…
 
Jetzt ist hier oben schon mal platz.
Das Halteblech das so viel Widerstand geleistet hat kann jetzt auch von diversen Steckern befreit werden und zur Seite. Der Differenzdrucksensor kann am DPF angesteckt bleiben, der stört nicht.
Jetzt geht’s unters Auto:
 
Falls noch nicht geschehen kann der Unterfahrschutz ab, drei Schrauben vorne, zwei mittig und zwei hinten.
Vom DPF zum Getriebe hin ist ein Halteblech, zwei Schrauben eine Mutter. Ja das geht ab auch wenn der Stehbolzen nervt. Das Kabel kann man dran lassen und ihn einfach zur Seite wegdrücken.
Getriebeöl ablassen. Die Ablassschraube dazu sieht aus wie die in der Ölwanne, nur das sie halt im Getriebe steckt.
Halter der Antriebswelle: Schraube des Bügels und die drei Befestigungsschrauben herausdrehen. Der Halter lässt sich dann gewaltfrei seitlich vom Kugellager abschieben.
Auto vorne rechts Aufbocken und Rad demontieren.
Achtet auf die Sicherheit, und wenn da zwei Unterstellböcke drunter kommen macht das auch nichts. Es ist noch eine menge Arbeit unter dem Auto und es wird auch noch viel gedrückt und geschoben also muss er sicher stehen!
Zentralschraube der Antriebswelle raus. Zur Not Bremspedal mit Dachlatte o. ä. fixieren.
Haltewinkel am Ende des Federbeins abschrauben, eine Schraube. Bremsschlauch lasst sich recht einfach aus dem Halter drücken dann kann er zur Seite.
Die Beiden Muttern Federbein zum Achsschenkel ab. Die Schrauben haben vorne eine Passung, lassen sich also nicht gewaltfrei drehen. Liebevoll mit dem Hammer rausschlagen (Gewinde nicht beschädigen).
Achsschenkel runterklappen und dabei vorsichtig und gerade die Antriebswelle aus dem Getriebe ziehen (empfindlicher Wellendichtring!).
Achsschenkel wieder hoch und Welle unter das Getriebe bringen. Welle aus dem Achsschenkel raus (zur Not: Hammer! Gewinde nicht beschädigen) und am Achsschenkel vorbei hinfort damit.
 
 
 
 
Jetzt wird’s knifflig, der DPF muss raus und der will das eigentlich gar nicht.
Die zwei Schellen unten gehen noch leicht ab aber der Halter hat insgesamt drei Bögen.
Einer ist fest am Halter, einer unten und einer oben dessen Verbindung unter dem Hitzeschutzblech verborgen ist.
Erstmal das Flexrohr vom DPF ab (zwei Muttern die bei mir mit Stehbolzen raus kamen). Den Halter hinter dem Flexrohr trennen (eine Schraube) und den Halter ganz hinten vor dem Bogen ebenfalls (zwei Schrauben). Die 3-4cm die man den Auspuff dann nach hinten drücken kann reichen.
Die Verbindung DPF zum Wellblechrohr des Wärmetauschers ebenfalls trennen (zwei Muttern mit großem Kragen).
Den unteren Motorträger entfernen. Die Schraube in der Karosserie habe ich nur gelöst da ich mir nicht sicher war ob ich sie je wieder reinbekomme, sieht aus als ob da oben nur eine Mutter drauf ist an die man nicht ran kommt. Den vorderen Teil am Motor kann man entfernen, der Motor baumelt dann noch an seinen zwei verbliebenen Motorlagern.
Man kann ihn danach, mit einer Holzlatte oder ähnlichem zwischen Getriebe und Hilfsrahmen, etwas nach vorne drücken. Ohne das kommt der DPF um einen Zentimeter nicht raus.
Wechsel nach oben.
Verbindung Turbo zum DPF trennen (Schelle).
Das Hitzeschutzblech wird mit drei Schrauben gehalten. Zusätzlich bei dem einen Sensor ist noch eine Schraube mit einem kleinen Zusatzblech, die müssen alle raus. Das Blech bleibt lose am DPF.
Kabelsalat lösen.
Wechsel nach unten.
Mit viel Geduld sollten sich jetzt die oberen Haltebleche entfernen lassen.
Da der DPF sich jetzt bewegen lässt kann man auch die vier Schrauben des Halters entfernen.
 
Jetzt heißt es vorsichtig den Filter rauszukanten. Der Sensor der im Abgaskrümmer steckt ist dabei aber dauerhaft im Weg. Ist man an ihm vorbei kann der Filter schräg gestellt und mit ein wenig Drücken und Fluchen ausgebaut werden.
Wenn der draußen ist wundert man sich wie viel Platz da auf einmal ist :)
 
Jetzt kommt der einfache Teil:
Ölleitung unterm Turbo hat einen Verbindungsflansch, der kann auseinander ohne das da viel Öl kommt (trotzdem einen Lappen bereithalten). Ölleitung auf dem Turbo auch abschrauben.
Der Turbo selbst hat vorne oben eine Mutter mit Stehbolzen und hinten unten zwei. Hier sind bei mir wieder die Stehbolzen gewaltfrei mit raus gekommen.
Turbo zur Seite legen, der Schlauch kann dran bleiben.
Die Dichtung ist im Hitzeschutzblech integriert welches rechts und links noch mit je einer Schraube im Abgaskrümmer befestigt ist.
Das Röhrchen am Abgaskrümmer an dem oben ein Sensor befestigt ist kostet bei Renault über 150€ plus Märchensteuer also vorsichtig damit! Besser den Halter am Motor abschrauben und das Gelumpe erstmal am Krümmer lassen.
Der Krümmer ist mit 8 Muttern mit Stehbolzen am Kopf befestigt, diese Stehbolzen sind bei mir drin geblieben.
Krümmer raus, notfalls von oben hebeln, Dichtung raus fertig mit zerlegen!
 
 
 
 
Da ist der Fehler:
Ich weiß nicht wieso und ich will es auch gar nicht wissen, wahrscheinlich durch Fehlverhalten des Fahrers oder weil der Motor einfach nicht volllasttauglich ist, mein Krümmer war total verbogen.
Der rechte äußere Arm war um 2mm nach innen gebogen und stand schief mit ca. 0,5mm Luftspalt auf der Richtplatte.
Der linke zeigte sogar 4mm nach innen, hatte ca. 1,5mm Luftspalt und an der Blechdichtung fehlte hier ca. 1cm.
Daher ging er auch nur mit Gewalt von den Stehbolzen runter.
Die neue Dichtung hätte es nie geschafft das abzudichten also musste ich einen neuen Krümmer kaufen. Dank Ebay war der mit 19,90€ sogar recht günstig :)
 
 
Zusammenbau:
Grundsätzlich habe ich den Zusammenbau genau in umgekehrter Reinfolge gemacht, daher schreibe ich jetzt nicht alles noch mal ab sondern beziehe mich hier nur auf ein paar Besonderheiten.
 
Wie fest der Krümmer muss weiß ich nicht, war auch zu faul zum Suchen. Ich habe ihm über Kreuz erst 10Nm dann 20Nm und zum Schluss 25Nm gegeben.
Die Zentralschraube der Antriebswelle soll beim R19 250Nm bekommen. Mein Drehmomentschlüssel kann nur 210Nm also nach Gefühl ein bisschen mehr als das.
Alles andere nach Gefühl, wird schon passen ;)
 
Der Nervige Sensor im Abgaskrümmer musste natürlich raus da er in den neuen Krümmer umziehen musste. Er kam, genau wie das Röhrchen daneben, nur unter Zuhilfenahme der Wasserpumpenzange raus. Damit er beim Einbau nicht stört habe ich ihn erst nach dem Einbau des DPF in den neuen Krümmer geschraubt. Dazu benötigte ich den 14er gekröpften Ringschlüssel in der Mitte durch und linksseitig aufgesägt.
Geht bestimmt auch eleganter aber geht…
 
Die Rohrschelle am Ansaugstutzen die beim Ausbau grade noch mit der Zange zu erreichen war habe ich im Schraubstock eingespannt und mit Rödeldraht fixiert. Als sie auf ihrer Position war einfach den Draht abgeschnitten und gut. Hätte sie ja lieber gegen eine normale Schlauchschelle ausgetauscht aber hatte grade keine da.
 
Generell empfiehlt sich ein OBD-Stecker und Diagnosesoftware auf dem Handy zu haben, Ich hatte beim Zusammenbau den Stecker vom DPF-Differenzdrucksensor vergessen und den Stecker Nockenwellenposition nicht richtig drauf. Motor startete daher nicht sondern meckerte "Einspritzung prüfen". Der Blick aufs Handy löste das sehr schnell.
 
Getriebeöl einfüllen macht keinen Spaß.
Die Einfüllschraube befindet sich links am Getriebe, die Kunststoffflügelschraube.
Ölauffangwanne unterstellen. Schlauch durch das Radhaus gezogen, ins Getriebe gesteckt, Trichter oben drauf und so lange Öl einfüllen bis es aus dem Getriebe wieder raus kommt.
Ist eine elende Sauerei, das Öl tropft auf den Motorträger und verteilt sich weiträumig.
Bei mir kamen nur ca. 2,5l raus und wieder rein. Trotz der vergleichsweise geringen Laufleistung von 100.000km war das alte Öl schwarz!
 
 
 
 
Fazit:
Ja es ist machbar.
Nein es macht keinen Spaß!
Mit Hebebühne sicher einfacher.
Wer eine andere Wahl hat lässt es besser bleiben!
Ich habe keine Lust das noch mal zu machen also wird uns der Scenic bald verlassen. Diese wartungsunfreundliche gummibereifte Kasperbude ärgert mich sowieso seit längerem. Sei es der Tausch des Luftfilters, des Innenraumfilters oder des Dieselfilters, nirgendwo kommt man problemlos ran. Und dieses ständige Gepiepse und Gejaule "Handbremse anziehen", "Tank ist bald alle", "Keykarte mitnehmen", "Schnall dich an du Spasst"… Es nervt!
Dazu die Erkenntnis dass der Motor, genauso wie der Schweibenwischermotor, nicht dauerhaft belastbar ist.
Scheint aber ein Problem zwischen mir und allen modernen Autos zu sein…
 
Warum habe ich all das hier geschrieben?
Weil ich trotz intensiver Suche kaum etwas über solche Arbeiten am 1,5dci im Internet gefunden habe!
Ich habe teilweise vor dem Motor gestanden und wusste nicht weiter, alleine die kleine Schraube hinten am Halteblech hat mich 3 Stunden gekostet.
Selbst wenn diese Erfahrungsbeschreibung zukünftig jemanden von der Sache abhält war es vielleicht hilfreich.

Gruß
Achim
 
 

Rene
Forums-Fernstreckenfahrer
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Beiträge: 567
Registriert: 24. Feb 2011, 19:40
Scenicmodell: Scenc III Ph 3
Kurzbeschreibung: SCENIC III dCi 110 1461cbm, 95PS , EZ 6/2013 z.Z. ca. 256.000

Grand SCENIC III dCi 1598cbm, 130PS, EZ 30. 9,2011, 306.000km: Verkauft am 23.4.2015!
Ausstattung: SCENIC III EZ 6/13.
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Re: Austausch der Abgaskrümmerdichtung Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110

Beitrag von Rene »

TJ3004691 hat geschrieben: 24. Okt 2019, 06:31 Austausch der Abgaskrümmerdichtung
Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110
 
Ein Erfahrungsbericht
 
 
Zu meiner Person:
Ich bin Bj. 84, Energieelektroniker, 1,85m groß und mittlerweile ca. 90kg fett.
Seit mein Vater anno 1993 einen Renault Espace gekauft hat bin ich mit dieser Marke verbunden. Mein erstes Auto war von 2002 bis 2009 ein Renault 19 Bj. 93 an dem ich mir im wahrsten Sinne des Wortes die Hände blutig geschraubt habe.
Von 2009 bis 2013 bin ich dann VW Passat Bj. 94 gefahren, als reines Vernunftsauto das täglich 80km Arbeitweg bewältigen musste.
Da meine Frau dann ein moderneres Auto haben wollte mit 7 Sitzen haben wir den Scenic gekauft.
Seit 2015 habe ich als Zweitwagen wieder einen Renault 19 der sich trotz seiner derzeit 305.000km beharrlich weigert aufzugeben und über 30.000km pro Jahr abspult :D
 
Der Scenic:
Da Geld bei uns recht mager ist (Haus und 4 Kinder kosten halt) wurde es nur ein Jahreswagen: 2012er Grand Scenic 1,5 dci 110 Start & Stop mit 7 Sitzen und Navi, manuelle Klima und Anhängerkupplung.
Da hört dann die Zubehörliste auch schon auf.
Mit 16.000km damals 2013 für 14.500€
 
Der Schaden:
Bereits 2017 sind wir mal mit AK die 600km bis nach Stuttgart gefahren, mit 6 Personen und Gepäck. Noch dort unten bemerkte ich dann ein kurzes leises Quieken beim Gaswegnehmen.
Im Laufe der Zeit wurde es immer deutlicher bis es irgendwann mal ständig vorhanden war.
Klang nach einer flatternden Blechdichtung war aber unauffindbar.
Eines Tages Anfang 2019 war es schlagartig weg und wurde durch ein leichtes Fauchen beim Beschleunigen und Abtouren ersetzt. Also war das flatternde Stück Dichtung wohl weg…
Optisch zu erkennen war da bereits im Motorraum schwarze Rußablagerungen an der oberen Ölleitung des Turboladers und unten an der Antriebswelle Beifahrerseite.
Fehlercodes waren nicht vorhanden.
 
Mit diesem Schadensbild bin ich dann zum Renaulthändler meines Vertrauens gefahren.
Diagnose: Nix zu finden.
Reparaturvorschlag: Motor ausbauen (1200€) nachschauen was da kaputt ist (???€) mach dich mal auf ca. 2000€ Gesamtkosten gefasst.
 
Da Geld ja nun mal bekanntlich recht mager ist haben wir die Reparatur also auf die lange Bank geschoben, macht ja keine 10.000 km im Jahr das Auto.
Jetzt, Ende 2019, machte sich der Schaden deutlicher durch ein noch späteres Ansprechen des Turboladers erst ab ca. 2000U/min. Tacho 90 mit Wohnwagen im 6. Gang auf gerader Strecke konnte nicht mehr gehalten werden. Zusätzlich stank die Kasperbude nach /8er Mercedes was besonders beim rückwärts Fahren in den Innenraum eindrang obwohl kein /8er in Sichtweite war.
Als er dann noch anfing leichte Rauchwolken aus dem linken Radkasten abzugeben wenn er längere Zeit an einer Ampel stand erklärte ich ihn für fahruntauglich!
 
 
Das Werkzeug:
Ich werde jetzt im Nachgang bestimmt irgendwas vergessen also seht das nur als grobe Übersicht an.
 
Nusskasten ½" mit diversen Verlängerungen
Nusskasten ¾"
Nusskasten 1/4" mit Verlängerungen in allen möglichen und unmöglichen Größen
8er, 10er, 13er, 14er, Ringmaulschlüssel und gekröpfte Ringschlüssel
Wasserpumpenzange, ruhig eine bessere (z.B. Knipex 250er)
 
wenn keine Hebebühne vorhanden ist:
Auffahrrampen und Keile
Vertrauenserweckender Wagenheber (wie der vom R19 :D )
10cm Holzklotz zur Verlängerung des Wagenhebers
Unterstellböcke zur eigenen Sicherheit
Zweistufentritt
 
21er Nuss ½" und Ringschlüssel für das Federbein
30er Nuss mit T-Stück und ca. 1m zölliges Rohr für die Zentralschraube der Antriebswelle
Einen mittelgroßen Schlitzschraubendreher
Gute Taschenlampe
Möglichst kleiner Schminkspiegel, sehr wichtig!
Bisschen Rödeldraht
Spanngurt ca. 2m
10mm Vierkantschlüssel für Ölablassschrauben
Schlauch und Trichter zum Getriebeölauffüllen
Drehmomentschlüssel für 10-50Nm und 80-250Nm
Garage ist sinnvoll, es ist nicht an einem Tag erledigt.
Ca. 30h Auszeit von Frau und Kind also am besten eine Woche Urlaub für alle bei Schwiegermutter außer für dich du bleibst da…
 
Zusätzlich bleiben auf der Strecke:
8er Ringmaulschlüssel in der Mitte durchgesägt
10er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durchgesägt
14er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durch und linksseitig aufgesägt
Diverse Heftpflaster :roll:
 
Material:
14 03 615 79R            Dichtung Motor zum Abgaskrümmer             9,55€
14 41 576 06R            Dichtung Abgaskrümmer zum Turbo            35,33€
20 82 557 98R            Dichtung Turbo zum DPF                             15,39€
20 69 100 04R            Dichtung DPF zum Flexrohr                           6,55€
14 71 928 57R            Dichtung DPF zum Wärmetauscher              15,03€
14 71 965 07R            Dichtung AGR-Ventil                                     6,49€
82 00 964 237            Mutter ATW                                                   7,82€
77 01 048 678            Dichtung Ölrückleitung Turbo                      12,76€
Dichtung Ablassschraube Getriebeöl
Ca. 2,5 Liter Getriebeöl 75W80 (z.B. Motul Motylgear SAE75W80)
14 00 429 75R         Abgaskrümmer falls nötig (eBay)
Preise bei Renault im Oktober 2019 ohne MwSt.


Die Reparatur:
Grundsätzlich, es hilft nichts. Aufgeben ist keine Option. Es wird solange weiter gewurschtelt bis der Fehler gefunden ist!
Alle nachfolgenden Angaben über vorne, hinten, rechts und links beziehen sich immer auf die Fahrtrichtung. Oben und unten auf die Nordhalbkugel und nicht Australien!
 
Als erstes solange das Auto noch auf dem Boden Steht wird die zentrale Schraube der Antriebswelle Beifahrerseite gelöst. Diese bekommt ca. 250Nm und wehrt sich demnach beachtlich. Die Radbolzen kann man auch schon mal anlösen.
Das Auto dann auf die Rampen stellen aber nur soweit das man die Beifahrerseite noch mit dem Wagenheber anheben kann (Keile hinter die Hinterräder und Handbremse anziehen).
Motorhaube öffnen und die Batterie abklemmen (Minuspol).
Bremsfüssigkeitsbehälter abschrauben und auf der Batterieabdeckung ablegen.
Die obere Abdeckung unter den Wischerblättern ist rechts und links geklippst und wird dann nach vorne abgezogen.
Die untere Abdeckung ist rechts und links mit 10er Muttern befestigt und hält sich mit der langen mittleren Gummileiste fest.
Ach schau an: Ein Motor :)
Den Daumendicken Schlauch ganz oben entfernen, dazu das gelbe Dingens mit dem Schraubendreher eindrücken und am Schlauch ziehen. Hinten ist er nur aufgesteckt.
Den Ansaugschlauch vom Turbolader lösen (Metallklammer hochhebeln) und aus dem Weg biegen.
Oben rechts das Hitzeschutzblech, zwei Schrauben und eine Mutter entfernen.
Die beiden Steckverbinder dort auseinander ziehen.
Hinten links thront das AGR-Ventil. Davor sitzt ein Halter, beide Muttern lösen aber nicht abschrauben. Wenn die wegfallen sind sie weg.
Ist der Halter gelöst lässt sich das AGR-Ventil ausbauen, zwei Schrauben.
Danach kommt man auch vernünftig an die Muttern des Halters und kann sie abschrauben.
Alle Steckverbinder lösen und den Kabelbaum bis nach vorne aus dem Weg räumen.
Oben rechts über dem Edelstahlrohr ist ein Halter, der muss ab.
Am Edelstahlrohr ist ein Haltebügel mit einer Schraube am Ende. Ist sie raus dann kann man das Rohr mit liebevoller Gewalt und hin und her gedrücke rechts rausziehen.
Der Halter darunter kann auch ab, zwei Schrauben.
Der dicke Gummischlauch vom Luftfilter zum Plastikrohr da oben links kann auch schon ab, zwei Schellen. Der Schlauch vom LLK zur Drosselklappe kann dort auch weg, wieder mit Metallklammer.
 
Links vom Turbo hinten zur Spritzwand hin ist ein Blechhalter, der muss ab.
Die beiden oberen Schrauben sind gut erreichbar aber hinten mittig sitzt noch eine miese Fiese von links nach rechts mit 8er Schlüsselweite.
Da wird einem dann klar warum die in der Werkstatt den Motor ausbauen wollen…
Man hat 5-6cm Platz, gerade genug um sie zu ertasten, da muss jetzt der abgesägte 8mm Ringschlüssel drauf.
Nach ewigen Versuchen und Fluchereien habe ich es geschafft mit der linken Hand den Schlüssel zu positionieren, den Spanngurt um den Schlüssel zu legen und mit rechts den Spanngurt mit einem Ruck hochzureißen.
Nach zehn Minuten habe ich den Schlüssel in den Katakomben des Motors wieder gefunden und die Schraube ließ sich mit spitzten Fingern ganz leicht herausdrehen.
Sie liegt heute noch auf dem Radio in der Garage und wird in diesem Leben nicht wieder eingebaut werden!
Dort liegt noch eine aber dazu kommen wir später…
Wer jetzt keine Lust mehr hat sollte langsam aufhören, noch kann man alles recht unkompliziert wieder zusammenbauen. Wer so wie ich keine Wahl hat muss weiter machen, es wird aber nicht einfacher!
 
Dieses Plastikansaugrohr da vor dem Blech kann jetzt ab, zwei Schrauben. Die Obere ist einfach, die untere kann nur blind ertastet werden. Dort kommt aber eine 8er Nuss mit langer Verlängerung grade so hin. Der Halter vorne kann am Rohr dran bleiben wenn man ihn oben abschraubt. Die Rohrschelle unten mit der Wasserpumpenzange zusammendrücken und nach unten wegschieben.
Ist es weg kann man das 180° "Wellblechrohr" das vom Abgaskrümmer zum AGR-Ventil führt abschrauben. Achtet auf die kleinen Dichtungen darin, die gibt es nicht einzeln und das Rohr kostet über 66,18€ netto! (14 72 595 39R und Schellen 14 72 130 15R a 8,78€ netto)
Ich habe dann dieses Alurohrkonstukt mit Drosselklappe abgeschraubt. Ob es nötig gewesen ist weiß ich nicht, unter Umständen hätte es auch dran bleiben können.
Dieses ist mit zwei Schrauben von hinten befestigt. Links geht einfach, rechts brauchte ich den 10er gekröpfter Ringschlüssel in der Mitte durchgesägt und ganz kleine Schritte.
Dies ist die zweite Schraube auf meinem Radio…
 
Jetzt ist hier oben schon mal platz.
Das Halteblech das so viel Widerstand geleistet hat kann jetzt auch von diversen Steckern befreit werden und zur Seite. Der Differenzdrucksensor kann am DPF angesteckt bleiben, der stört nicht.
Jetzt geht’s unters Auto:
 
Falls noch nicht geschehen kann der Unterfahrschutz ab, drei Schrauben vorne, zwei mittig und zwei hinten.
Vom DPF zum Getriebe hin ist ein Halteblech, zwei Schrauben eine Mutter. Ja das geht ab auch wenn der Stehbolzen nervt. Das Kabel kann man dran lassen und ihn einfach zur Seite wegdrücken.
Getriebeöl ablassen. Die Ablassschraube dazu sieht aus wie die in der Ölwanne, nur das sie halt im Getriebe steckt.
Halter der Antriebswelle: Schraube des Bügels und die drei Befestigungsschrauben herausdrehen. Der Halter lässt sich dann gewaltfrei seitlich vom Kugellager abschieben.
Auto vorne rechts Aufbocken und Rad demontieren.
Achtet auf die Sicherheit, und wenn da zwei Unterstellböcke drunter kommen macht das auch nichts. Es ist noch eine menge Arbeit unter dem Auto und es wird auch noch viel gedrückt und geschoben also muss er sicher stehen!
Zentralschraube der Antriebswelle raus. Zur Not Bremspedal mit Dachlatte o. ä. fixieren.
Haltewinkel am Ende des Federbeins abschrauben, eine Schraube. Bremsschlauch lasst sich recht einfach aus dem Halter drücken dann kann er zur Seite.
Die Beiden Muttern Federbein zum Achsschenkel ab. Die Schrauben haben vorne eine Passung, lassen sich also nicht gewaltfrei drehen. Liebevoll mit dem Hammer rausschlagen (Gewinde nicht beschädigen).
Achsschenkel runterklappen und dabei vorsichtig und gerade die Antriebswelle aus dem Getriebe ziehen (empfindlicher Wellendichtring!).
Achsschenkel wieder hoch und Welle unter das Getriebe bringen. Welle aus dem Achsschenkel raus (zur Not: Hammer! Gewinde nicht beschädigen) und am Achsschenkel vorbei hinfort damit.
 
 
 
 
Jetzt wird’s knifflig, der DPF muss raus und der will das eigentlich gar nicht.
Die zwei Schellen unten gehen noch leicht ab aber der Halter hat insgesamt drei Bögen.
Einer ist fest am Halter, einer unten und einer oben dessen Verbindung unter dem Hitzeschutzblech verborgen ist.
Erstmal das Flexrohr vom DPF ab (zwei Muttern die bei mir mit Stehbolzen raus kamen). Den Halter hinter dem Flexrohr trennen (eine Schraube) und den Halter ganz hinten vor dem Bogen ebenfalls (zwei Schrauben). Die 3-4cm die man den Auspuff dann nach hinten drücken kann reichen.
Die Verbindung DPF zum Wellblechrohr des Wärmetauschers ebenfalls trennen (zwei Muttern mit großem Kragen).
Den unteren Motorträger entfernen. Die Schraube in der Karosserie habe ich nur gelöst da ich mir nicht sicher war ob ich sie je wieder reinbekomme, sieht aus als ob da oben nur eine Mutter drauf ist an die man nicht ran kommt. Den vorderen Teil am Motor kann man entfernen, der Motor baumelt dann noch an seinen zwei verbliebenen Motorlagern.
Man kann ihn danach, mit einer Holzlatte oder ähnlichem zwischen Getriebe und Hilfsrahmen, etwas nach vorne drücken. Ohne das kommt der DPF um einen Zentimeter nicht raus.
Wechsel nach oben.
Verbindung Turbo zum DPF trennen (Schelle).
Das Hitzeschutzblech wird mit drei Schrauben gehalten. Zusätzlich bei dem einen Sensor ist noch eine Schraube mit einem kleinen Zusatzblech, die müssen alle raus. Das Blech bleibt lose am DPF.
Kabelsalat lösen.
Wechsel nach unten.
Mit viel Geduld sollten sich jetzt die oberen Haltebleche entfernen lassen.
Da der DPF sich jetzt bewegen lässt kann man auch die vier Schrauben des Halters entfernen.
 
Jetzt heißt es vorsichtig den Filter rauszukanten. Der Sensor der im Abgaskrümmer steckt ist dabei aber dauerhaft im Weg. Ist man an ihm vorbei kann der Filter schräg gestellt und mit ein wenig Drücken und Fluchen ausgebaut werden.
Wenn der draußen ist wundert man sich wie viel Platz da auf einmal ist :)
 
Jetzt kommt der einfache Teil:
Ölleitung unterm Turbo hat einen Verbindungsflansch, der kann auseinander ohne das da viel Öl kommt (trotzdem einen Lappen bereithalten). Ölleitung auf dem Turbo auch abschrauben.
Der Turbo selbst hat vorne oben eine Mutter mit Stehbolzen und hinten unten zwei. Hier sind bei mir wieder die Stehbolzen gewaltfrei mit raus gekommen.
Turbo zur Seite legen, der Schlauch kann dran bleiben.
Die Dichtung ist im Hitzeschutzblech integriert welches rechts und links noch mit je einer Schraube im Abgaskrümmer befestigt ist.
Das Röhrchen am Abgaskrümmer an dem oben ein Sensor befestigt ist kostet bei Renault über 150€ plus Märchensteuer also vorsichtig damit! Besser den Halter am Motor abschrauben und das Gelumpe erstmal am Krümmer lassen.
Der Krümmer ist mit 8 Muttern mit Stehbolzen am Kopf befestigt, diese Stehbolzen sind bei mir drin geblieben.
Krümmer raus, notfalls von oben hebeln, Dichtung raus fertig mit zerlegen!
 
 
 
 
Da ist der Fehler:
Ich weiß nicht wieso und ich will es auch gar nicht wissen, wahrscheinlich durch Fehlverhalten des Fahrers oder weil der Motor einfach nicht volllasttauglich ist, mein Krümmer war total verbogen.
Der rechte äußere Arm war um 2mm nach innen gebogen und stand schief mit ca. 0,5mm Luftspalt auf der Richtplatte.
Der linke zeigte sogar 4mm nach innen, hatte ca. 1,5mm Luftspalt und an der Blechdichtung fehlte hier ca. 1cm.
Daher ging er auch nur mit Gewalt von den Stehbolzen runter.
Die neue Dichtung hätte es nie geschafft das abzudichten also musste ich einen neuen Krümmer kaufen. Dank Ebay war der mit 19,90€ sogar recht günstig :)
 
 
Zusammenbau:
Grundsätzlich habe ich den Zusammenbau genau in umgekehrter Reinfolge gemacht, daher schreibe ich jetzt nicht alles noch mal ab sondern beziehe mich hier nur auf ein paar Besonderheiten.
 
Wie fest der Krümmer muss weiß ich nicht, war auch zu faul zum Suchen. Ich habe ihm über Kreuz erst 10Nm dann 20Nm und zum Schluss 25Nm gegeben.
Die Zentralschraube der Antriebswelle soll beim R19 250Nm bekommen. Mein Drehmomentschlüssel kann nur 210Nm also nach Gefühl ein bisschen mehr als das.
Alles andere nach Gefühl, wird schon passen ;)
 
Der Nervige Sensor im Abgaskrümmer musste natürlich raus da er in den neuen Krümmer umziehen musste. Er kam, genau wie das Röhrchen daneben, nur unter Zuhilfenahme der Wasserpumpenzange raus. Damit er beim Einbau nicht stört habe ich ihn erst nach dem Einbau des DPF in den neuen Krümmer geschraubt. Dazu benötigte ich den 14er gekröpften Ringschlüssel in der Mitte durch und linksseitig aufgesägt.
Geht bestimmt auch eleganter aber geht…
 
Die Rohrschelle am Ansaugstutzen die beim Ausbau grade noch mit der Zange zu erreichen war habe ich im Schraubstock eingespannt und mit Rödeldraht fixiert. Als sie auf ihrer Position war einfach den Draht abgeschnitten und gut. Hätte sie ja lieber gegen eine normale Schlauchschelle ausgetauscht aber hatte grade keine da.
 
Generell empfiehlt sich ein OBD-Stecker und Diagnosesoftware auf dem Handy zu haben, Ich hatte beim Zusammenbau den Stecker vom DPF-Differenzdrucksensor vergessen und den Stecker Nockenwellenposition nicht richtig drauf. Motor startete daher nicht sondern meckerte "Einspritzung prüfen". Der Blick aufs Handy löste das sehr schnell.
 
Getriebeöl einfüllen macht keinen Spaß.
Die Einfüllschraube befindet sich links am Getriebe, die Kunststoffflügelschraube.
Ölauffangwanne unterstellen. Schlauch durch das Radhaus gezogen, ins Getriebe gesteckt, Trichter oben drauf und so lange Öl einfüllen bis es aus dem Getriebe wieder raus kommt.
Ist eine elende Sauerei, das Öl tropft auf den Motorträger und verteilt sich weiträumig.
Bei mir kamen nur ca. 2,5l raus und wieder rein. Trotz der vergleichsweise geringen Laufleistung von 100.000km war das alte Öl schwarz!
 
 
 
 
Fazit:
Ja es ist machbar.
Nein es macht keinen Spaß!
Mit Hebebühne sicher einfacher.
Wer eine andere Wahl hat lässt es besser bleiben!
Ich habe keine Lust das noch mal zu machen also wird uns der Scenic bald verlassen. Diese wartungsunfreundliche gummibereifte Kasperbude ärgert mich sowieso seit längerem. Sei es der Tausch des Luftfilters, des Innenraumfilters oder des Dieselfilters, nirgendwo kommt man problemlos ran. Und dieses ständige Gepiepse und Gejaule "Handbremse anziehen", "Tank ist bald alle", "Keykarte mitnehmen", "Schnall dich an du Spasst"… Es nervt!
Dazu die Erkenntnis dass der Motor, genauso wie der Schweibenwischermotor, nicht dauerhaft belastbar ist.
Scheint aber ein Problem zwischen mir und allen modernen Autos zu sein…
 
Warum habe ich all das hier geschrieben?
Weil ich trotz intensiver Suche kaum etwas über solche Arbeiten am 1,5dci im Internet gefunden habe!
Ich habe teilweise vor dem Motor gestanden und wusste nicht weiter, alleine die kleine Schraube hinten am Halteblech hat mich 3 Stunden gekostet.
Selbst wenn diese Erfahrungsbeschreibung zukünftig jemanden von der Sache abhält war es vielleicht hilfreich.

Gruß
Achim
 

Weil ich trotz intensiver Suche kaum etwas über solche Arbeiten am 1,5dci im Internet gefunden habe!
Kein Wunder, weil es einfach kein gewöhnlicher Schaden ist.

Mit dem Ölfilter hast du recht; der könnte besser zugänglich sein. Aber, wenn man es 1 Mal gemacht hat, hat man den Dreh raus.
Wir haben mit unseren 6,7, oder 8 Scenics mit weit über 1Mill. km (haben allerdings auch nur 3 Auto fahrende Kinder) nie irgendwelche Probleme mit Motor oder Getriebe oder Aufhängung gehabt.

Andere Macken haben uns schon genervt.
Gruß
RENE

TJ3004691
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Kurzbeschreibung: GS3 Bj 2012 1,5dci 110 Start & Stop 7 Sitzer
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Re: Austausch der Abgaskrümmerdichtung Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110

Beitrag von TJ3004691 »

Wohl eher weil normale Menschen mit so einem Problem in die Werkstatt fahren.
Hätte ich ja auch gerne gemacht :lol:

Gerissene Krümmer habe ich häufiger mal gelesen auch bei Dacia, Merzedes und Nissan mit dem Motor. Selber gemacht und beschrieben habe ich aber nicht gefunden...

Gruß
Achim

juekl
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Re: Austausch der Abgaskrümmerdichtung Renault Grand Scenic 3 1,5dci 110

Beitrag von juekl »

Super gemacht! Hat richtig Spass gemacht zu lesen :D


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