[Kraftstoffverbrauch] Auskuppeln oder Schubabschaltung?

Kraftstoff & Kraftstoffverbrauch, passive und aktive Sicherheit, ...
Sturmhai
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Beitrag von Sturmhai »

Scenicmontagsgebaut hat geschrieben:Guten Tag,

mir hat mal ein Taxifahrer (Laguna Diesel) erklärt, er fährt nur nach Momentanverbrauchsanzeige.
Wenn er zB. 50 Kmh fahren will, beschleunigt er bis knapp über 50 Kmh. Dann nimmt dann kurz komplett das Gas weg, und fährt dann mit 50 Kmh weiter.
Das verbraucht angeblich weniger, als den Fuß bei 50 auf dem Gas zu lassen.

Genau so mache ich es auch, ein Beispiel:
Stopschild innerorts, man steht, und fährt an, der Verbrauch geht
(auch bei relativ vorsichtigem Beschleunigen) mal ganz locker bis
11 oder 12 l/100km hoch.
Wenn man den Fuß dann bei 50 auf dem Gas lässt, pegelt sich der
Verbrauch recht langsam runter auf (z.B.) 5l/100km, dauert allerdings
ein paar Sekunden.
Wenn man den Fuß wegnimmt, greift die Schubabschaltung, die Anzeige
geht sofort auf 0.0, und anschliessend kann ich wieder Tempo-50-mäßig
aufs Pedal treten.

Autopilot
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Beitrag von Autopilot »

Letztgenanntes führe ich jedoch nur auf die Anzeige und/oder die Berechnung des "Momentanverbrauchs" zurück, denn auch dieser ist ja eigentlich nur ein Durchschnittsverbrauch (wenn auch über eine sehr kurze Zeitspanne).
Insofern hat das "Gefühlte" (oder auch das im Display angezeigte) wohl nicht allzu viel mit dem realen Verbrauch in so einer Situation zu tun.

frankpat
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Beitrag von frankpat »

Hallo Sturmhai,
wir sind uns ja alle bewußt, die ganze Diskussion ist reine Gedankenakrobatik ohne messbaren Einfluss in der Fahrpraxis. Es gibt jede Menge anderer Faktoren die den Treibstoffverbrauch wirksamer beeinflussen.

Ich werde aber versuchen Deine Fragen ernsthaft zu beantworten:

"Motorbremse/Schubabschaltung ist "besser". Ist das jetzt das Ergebnis?"

Wir müssen zwei Fahrzustände auseinanderhalten:
1.
man fährt bergab und muß/will bremsen. Um die Geschwindigkeit zu verringern oder auch ein ungewolltes Schnellerwerden zu verhindern.
2.
man fährt bergab und wäre zufrieden mit der Geschwindigkeit die sich bei einem Bergabrollen ohne Gang einstellen würde.

zu 1. Hier den Gang herauszunehmen wäre unklug, man würde auf die Bremswirkung des Motors verzichten und alles der Bremse aufbürden. Bei Schubabschaltung ist der Verbrauch 0, anderenfalls hätte man den Leerlaufverbrauch.
zu 2.
Hier hätte man beim Gangherausnehmen den Leerlaufverbrauch. Anderenfalls müsste man ganz zart Gas geben um die Bremswirkung des Motors aufzuheben. Der Motor läuft dann ohne Last, aber mit höherer Drehzahl als die Leerlaufdrehzahl. Die Motorreibung und auch der Verbrauch der Nebenaggregate ist dann höher als bei Leerlaufdrehzahl. Aber beim Treibstoffverbrauch wird sich kaum was ändern, da der Motorwirkungsgrad bei Leerlaufdrehzahl schlechter ist.

„Wie sieht das Einsparpotenzial eigentlich mit einem Tempomat aus?“

Wir fahren mit dem Tempomat in der Ebene dahin, dann kommt eine Steigung und der Tempomat schiebt Gas nach um die Geschwindigkeit zu halten. Der Verbrauch wird daher steigen. Aber immer kommt wieder ein Bergab und da wird der Tempomat Gas wegnehmen. Im Endeffekt gleicht sich das verbrauchsmäßig aus.

Oder, wir fahren ohne Termostat immer mit gleicher Gasstellung. Da wird die Geschwindigkeit bergauf absinken und dafür bergab ansteigen. Verbrauchsmäßig gleicht sich das aber nicht ganz aus, da der Luftwiderstand bei höherer Geschwindigkeit mehr ansteigt, als er bei geringerer Geschwindigkeit abnimmt.

Aber nocheinmal:
die ganze Diskussion ist reine Gedankenakrobatik ohne messbaren Einfluss in der Fahrpraxis. Es gibt jede Menge anderer Faktoren die den Treibstoffverbrauch wirksamer beeinflussen.

@ Autopilot,
der BC misst die momentane Durchflussmenge des Treibstoffes und die momentane Fahrgeschwindigkeit und rechnet das in l/100km hoch. Das ist exakt für den Moment der Messung. Mehr kann der BC nicht können und gibt es auch gar nicht vor

Gruß
Frank

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Beitrag von bernard1972 »

Bitte beachtet dabei aber, daß der Momentanverbrauch - wie Autopilot und frankpat richtig anmerken - ein Durchschnittsverbrauch auf 100 km ist, d. h. die Situation 100 km konstant beibehalten, ergäbe diesen Verbrauch!
Auf den paar wenigen Metern, wo der BC einen geringfügig höheren momentanen Durchschnittsverbrauch anzeigt, bringt das alles gar nix oder ungefähr soviel, wie Kurven zu schneiden um Weg zu sparen.

Am meisten bringt Gleiten, frühes Hochschalten, vorausschauende Fahrweise und mit Schubabschaltung rollen lassen.
Gerade Gleiten wird durch einen kontinuierlichen Verkehrsfluß ermöglicht, welcher heute immer weniger vorkommt, jedoch hausgemacht, weil es kaum mehr "grüne Wellen" gibt, immer weniger Fahrer rechtzeitig blinken, so daß man sich auf die Situation einstellen könnte und sich Linksabbieger in den seltensten Fällen (wo es halt möglich ist) so einordnen, daß der Fließverkehr rechts vorbei kann.
Stattdessen muß immer öfter angehalten werden = vollkommen unnötige Vernichtung von Energie durch Bremsen und wieder Beschleunigen, aber über den CO2-Ausstoß wird schwerstens diskutiert...

Gruß
Bert

Autopilot
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Beitrag von Autopilot »

frankpat hat geschrieben:@ Autopilot,
der BC misst die momentane Durchflussmenge des Treibstoffes und die momentane Fahrgeschwindigkeit und rechnet das in l/100km hoch. Das ist exakt für den Moment der Messung. Mehr kann der BC nicht können und gibt es auch gar nicht vor

Aber auch dieser "Moment" braucht seine Zeit ;) darum habe ich ja von einer "sehr kurzen Zeitspanne" gesprochen. Aber selbst bei einer Messung nur über eine oder gar eine halbe Sekunde kann der beschriebene Effekt schon auftreten.

Wenn du mir aber mitteilst, mit welchem Messverfahren man den Durchfluss quasi in "Nullzeit" misst und dieses Verfahren tatsächlich im PKW zum Einsatz kommt revidiere ich meine Ansicht gern :)

frankpat
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Beitrag von frankpat »

Hi Autopilot,
Du schriebst
"Insofern hat das "Gefühlte" (oder auch das im Display angezeigte) wohl nicht allzu viel mit dem realen Verbrauch in so einer Situation zu tun."

Ich verstehe nicht, warum der angezeigte Verbrauch mit dem tatsächlichen nicht übereinstimmen soll.

Die Meßgeräte für Durchfluß und Geschwindigkeit messen kontinuierlich (also in Nullzeit) und sehr genau, aber der BC aktualisiert die Anzeige nur ca alle 3 sec. Der Verbrauch wird also alle 3 sec präzise angezeigt. Die Anzeige zeigt also alle 3 sec einen „Schnappschuss“, aber die dazwischenliegenden Werte existieren und werden auch vom BC weiterverarbeitet, z.B. für den Durchschnittsverbrauch.
Werden z.B. beim Beschleunigen 6,5l/100km angezeigt und nach 3sec 7,5l/100km, dann wird der Wert nach 1,5sec etwa 7l/100km sein, er wird aber nicht angezeigt.

Der Fahrer muß sich aber bewußt sein, jeder angezeigte Wert gilt nur für den Moment, bzw. so als würde man den gleichen Fahrzustand 100km beibehalten.
Beim Tacho ist es nicht anders, da gilt die angezeigte Geschwindigkeit auch nur für den Moment.

Wenn ich mit meinem Wohnwagen hintendran ein Autobahnsteigung hinaufbrettere können schon bis zu 30l/100km angezeigt werden. Das gilt aber nur für eine kurze Strecke, dann ist der Verbrauch wieder weniger und beim nächsten Tankstop habe ich 9l/100km im Mittel verbraucht.

Man muß also die Verbrauchsanzeige schon interpretieren. Das kann aber nur der Fahrer, der BC wäre damit überfordert.

Gruß
Frank


PS.
Zur „Nullzeit“:
Nach meinem technischen Verständnis funktioniert der BC so (genaue Infos wird man von den Autoherstellern nicht erhalten):
In der Kraftstoffleitung gibt es ein Meßgerät, welches kontinuierlich(!) den Verbrauch in l/sec angibt. (z.B. zwei kämmende Zahnräder auf einem Dynamo). Der Tachometer gibt kontinuierlich(!) die Geschwindigkeit aus in m/sec.
Alle 3sec liest der BC die Werte aus und dividiert l/sec durch m/sec. Da kürzen sich die sec heraus und es bleibt l/m über. Das wird dann in l/100km umgerechnet. Der BC gibt also alle 3sec einen genauen aktuellen Verbrauchswert an.

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Beitrag von Autopilot »

frankpat hat geschrieben:Hi Autopilot,
Du schriebst
"Insofern hat das "Gefühlte" (oder auch das im Display angezeigte) wohl nicht allzu viel mit dem realen Verbrauch in so einer Situation zu tun."

Ich verstehe nicht, warum der angezeigte Verbrauch mit dem tatsächlichen nicht übereinstimmen soll.

Huhu!

Sei bitte so nett und lies nochmal den Beitrag auf den ich mich mit dieser Aussage bezogen habe (der von Sturmhai direkt davor).

Es ging mir einzig darum aufzuzeigen, dass das dort beschriebene nicht am Fahrverhalten, sondern an der Mess-/Rechen-/Anzeigeungenauigkeit liegt.

Dass der aktuelle Verbrauch grundsätzlich einen recht korrekten Wert liefert möchte ich gar nicht in Frage stellen.

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Beitrag von Desarek »

Die Genauigkeit ist beim Momentanverbrauch nicht sehr hoch. Das hängt damit zusammen das je kleiner die Daten sind, umso höher wird die Fehleranfälligkeit. Ganz normal. Deshalb sollte man bei Durchschnittsverbrauch auch nicht die ersten 50km als Messlatte ansetzen, sondern warten bis man 200km auf der Uhr hat. Dann sind große Verbrauchsdaten (km und Kraftstoffverbrauch) vorhanden und die Berechnung genau.

Bei der Momentanverbrauchsberechnung ist mir übrigens aufgefallen, das es stark nachhinkt. Heißt, dass ich beschleunige und erst 2s später wird der Wert erhöht. Noch gravierender ist es beim weggehen vom Gas. Dort senkt sich der Verbrauch langsam, obwohlich schlagartig vom Gas gehe. D.d. es wird noch Verrauch angezeigt, obwohl er nichts mehr verbraucht.

Im Umkehrschluss heißt das für mich: Nach BC fahren macht nicht wirklich viel Sinn, zumindestens dann wenn sich die Werte ständig ändern (Stadtverkehr und Bundesstraße).

Anfänger
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Beitrag von Anfänger »

Die Genauigkeit der Messung selbst ist immer sehr hoch, auch beim Momentanverbrauch.

Was ungenau wirkt ist die (gewollte!) Trägheit der Anzeige und die ist auch gut so. Sonst wären die Autofahrer viel zu stark abgelenkt, wenn die Werte dauernd (stark) springen würden. Und die rechte (Einer-) Stelle könnte man dann wahrscheinlich überhaupt nicht mehr ablesen.

Das Fahren "nach Bordcomputer" (bzw. nach Verbrauchsanzeige) ist für noch nicht so erfahrene Spritfahrer durchaus sehr sinnvoll, vor allem eben im "eingeschwungenem Zustand". Durch die ständige Anzeige "lernt" der Fahrer intuitiv, wie (un)günstig er jeweils unterwegs ist.

Im Normallfall sollten die Augen schon eher auf der Straße bleiben.

Im Zweifel gelten immer noch die zwei Binsenweisheiten:

1. Wer bremst, verschwendet Sprit.
(Je weniger Du aufgrund vorausschauender fahrweise bremsen musst, umso sparsamer bist Du unterwegs).

2. Frühzeitig schalten. Niedertourig (aber nicht untertourig-quälend!) fahren. Der Bordcomputer zeigt die Unterschiede im Momentanverbrauch eindrucksvoll
(z.B. 80 auf der Bundesstraße im 4., 5. oder 6. Gang; da ist ein ganzer Liter und mehr drin...)

Aber das sieht halt jeder von uns ein bisserl anders. Und darin liegt ja auch der Reiz eines Forums, unterschiedliche Meinungen freundlich miteinander auszutauschen.


Gruß
Anfänger

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Beitrag von bernard1972 »

@desarek: die Momentanverbrauchsanzeige ist beim Scénic tatsächlich sehr träge, ganz im Gegensatz zum BC in meinem '92er R21 - tatsächlich auch schon mit den gleichen Funktionen ausgerüstet, es funktioniert sogar noch alles, worüber ich selber ganz erstaunt bin ;-) - , wo die Anzeige bei Gaswegnahme schlagartig auf 0 zurückspringt.

@Anfänger: zu Punkt 2) es wurde in "meiner" Fahrschule noch gelehrt, stets bei 20, 40, 60, 80 km/h hoch- und jeweils bei 10 km/h weniger wieder zurückzuschalten. Viele, technisch nicht so interessierten Fahrer machen das ihr Leben lang, merkbar bei Ortsdurchfahrten grundsätzlich im dritten Gang, wo es der fünfte genausogut täte. Dafür nudeln sie 75 km/h bergabe im Vierten und verheizen Bremsbeläge, weil sie sich scheuen, die Motorbremswirkung im zweiten Gang zu nutzen...

Gruß
Bert

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