Der Schnüffelstaat kommt!

Gott und die Welt, alles und nichts wird hier beredet ...
meierqx
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Beitrag von meierqx »

Wie gut, dass wir die Smalltalk Ecke haben. Obwohl, wenn wir hier jetzt über Rückleuchten getalkt hätten, wär die Kiste zu.
Diese Art "Schnüffelstaat"-Agitation von dir, rainer0815, grenzt für mich an Werbung, auch der Link auf die Homepage, und hat hier auch deshalb nichts zu suchen.
Wir leben immer noch in einem Rechtstaat und wer so tut, als seien die Grundrechte der Bürger massiv in Gefahr, bewegt sich auf dem Niveau der Zeitung mit den vier großen Lettern.

DNA hin oder her - momentan erscheint das als Allzweckwaffe. Aber wenn ich das nächste Mal einen ermorden gehe, suche ich vorher das nächste Bahnhofklo auf, schnapp mir ein paar DNA-Spuren aus der Schüssel und hinterlasse sie am Tatort. Wetten, die haben sofort den Täter? Noch besser: ich werde künftig auf jeder Party DNA-Spurensammler! Auf Briefmarken hab ich eh schon lange keinen Bock mehr.
Für mich ist das Presserummel, Wahlgeklapper und in ein paar Tagen haben wir das nächste Thema.
Bei der Volkszählung vor ein paar Jährchen (die Älteren werden sich erinnern) dachten wir auch, die Welt ginge unter. Dann der Plastikausweis (MASCHINENLESBAR OGOTTOGOTT).
Wenn sie mich erkennungsdienstlich behandeln müssen, weil ich richtig SCH.... gebaut habe - o.k., sollen sie mir in den Mund packen, ich hätt´s ja sein lassen können. Wenn meine Krankenkasse mir dann paar Tage später kündigt, weil ich in den nächsten 10 Jahren zu teuer werde, wäre das ein gefundenes Fressen für jeden Anwalt, weil total illegal.
Alle Ausländer pauschal, naja Maik, ganz schön durchsichtig, aber was solls. Wird einen Riesenrummel geben und sich in Luft auflösen.
Ich habe schon ganz woanders gelebt, und dagegen sind wir hier relativ gut aufgehoben - rechtstaatmäßig.
Thomas (noch nicht aus dem Untergrund) :nicken:

Roman Prinz
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Beitrag von Roman Prinz »

Ich denke, das alle legalen Möglichkeiten zur Prävention von Verbrechern auch umgesetzt werden sollten.

Schliesslich ist das um Einiges sinnvoller, als nacher den großen Knüppel rauszuholen und zum Rundumschlag anzusetzen.

Wie meierqx richtig schreibt, gibt es immer Schlupflöcher.

Nur, wenn schon der gläserne Bürger verlangt wird, wo bleibt dann der gläserne Politiker ???

Und wo bleibt die Garantie, das mit den ganzen Daten kein Schmuh getrieben wird ????

Kontrolle ist ja gut, nur wie weit darf sie gehen. Ich denke da an Orwell und 1984.
Wir sind auf dem besten Wge dahin und was dann passiert, na lest das Buch.

Gruß

Markus

rainer2911
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Beitrag von rainer2911 »

Hallo,

hier noch ein paar Fakten von Dr. Thilo Weichert (Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein)

"Richtig ist, dass aus dem normalen Fingerabdruck praktisch keine weiteren Rückschlüsse auf die Person des Trägers gezogen werden können. Schön an ihm ist, dass sich jeder Mensch mit einer Lupe der Übereinstimmung der Muster vergewissern kann. Dass dies beim DNA-Profil nicht so möglich ist, ist zunächst unseren schlechten Augen zuzuschreiben. Aber nicht nur: Wenn von genetischem Fingerabdruck die Rede ist, wird unterschiedliches gemeint:
Die elektronische Speicherung des DNA-Profils beim Bundeskriminalamt (BKA) mit den "sechzehn Ziffern" ist tatsächlich nicht viel sensibler als der Fingerabdruck, werden dadurch doch nur Aussagen zu acht spezifischen Genorten gemacht und verglichen. Anders als beim Fingerabdruck ist aber das DNA-Profil bei Zwillingen identisch. Bei Brüdern und sonstigen nahen Verwandten kann eine hohe Übereinstimmung gegeben sein. Angesichts der unzureichenden Standardisierung der gängigen Messmethoden können sich fälschlich Identitäten ergeben. Zusätzlich wird immer auch das Geschlecht als "Merkmal" bestimmt. Dieses Merkmal ist kriminalistisch wichtig und persönlichkeitsrechtlich nicht besonders sensibel.
DNA-Profiling nach § 81e Strafprozessordnung (StPO) beschränkt sich aber nicht auf die Analyse der 8 Genorte. Die Beschränkung auf acht Genorte ist nur eine Konvention, zwecks effektivem Ressourceneinsatz. § 81e StPO erlaubt praktisch den Vergleich sämtlicher nichtcodierender Gensequenzen . Dies hat zur Folge, dass auch präzise Aussagen über Verwandtschaftswahrscheinlichkeiten möglich sind, wie auch Ableitungen in Bezug auf die Ethnie, insbesondere bei Abweichungen vom mitteleuropäischen Standard, und gar - nach derzeitigem Wissensstand - auf einige Krankheiten. Diese Informationen ergeben sich nicht unbedingt direkt aus dem DNA-Profil, sondern erst aus dessen Vergleich mit sonstigen wissenschaftlichen DNA-Studien.
Damit nicht genug: Wegen des eventuellen Bedarfs einer Nachuntersuchung im Rahmen von § 81e StPO wird nicht nur der digitale Code aufbewahrt, sondern immer auch die Gewebeprobe . Diese gilt ohnehin bei Tatortspuren als Asservat. Dies gilt auch für Referenzproben von Zeugen und Beschuldigten während des Strafverfahrens. Das genetische Material der Gewebeprobe lässt sich im Nachhinein nicht nur im nichtcodierenden Teil, sondern auch hinsichtlich der Gene auf Merkmale hin analysieren. In Holland wurden solche kriminalistischen Untersuchungen inzwischen grundsätzlich erlaubt...
Schließlich: Wissenschaftsgläubigkeit ist ebenso irrational wie Wissenschaftsverteufelung: Die Analyse eines normalen Fingerdrucks ist banal im Vergleich zur Erstellung eines DNA-Profils. Daher stellt § 81f StPO Anforderungen an den Gutachter . Die Analyse manch privaten Labors im Auftrag der Kriminalämter mag billig sein. Fehlerrisiken bei DNA-Analysen sollten aber ausgeschlossen werden. Wenn Politiker den Eindruck vermitteln, für wenige Euro eine sichere Identifizierung zu
bekommen, dann irren bzw. täuschen sie. Ein verlässliches Profil für eine Speicherung beim BKA ist unter 50 Euro nicht zu haben. "
(Weitere Infos: http://www.datenschutzzentrum.de )

Die 50 Euro kann man ja direkt auf die Kosten für den neuen RFID-Ausweis (ca. 130-300 Euro)draufpacken, den die EU gerade beschlossen hat.

Herzliche Grüsse

Rainer0815

ScenicTuning
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Beitrag von ScenicTuning »

Hi, ich habe mir gerade mal deine Unterschriften Aktion da angesehen.

Meinste wirklich das es was bringt?

Kann es nicht ganz nachvollziehen. Nur weil ihr ein paar 1000 (bis jetzt um die 800) Unterschriften sammelt, stoppen die das Vorhaben???

Das glaube ich nicht, denke mal das dies eine Aktion in leer wird.

Bernd
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Beitrag von Bernd »

Hin oder Her

Wenns darum geht gegen Kindermörder, Kinderschänder
oder Terrorismus zu kämpfen ist glaub ich kein Mittel zu teuer.
Und wenn der Preis nur um ein Kind zu retten oder deren Schänder
aufzuspüren darin besteht, daß von jedem EU-Bürger eine DNA-Probe genommen wird bin ich dafür!

Gruß Bernd

ScenicTuning
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Beitrag von ScenicTuning »

@ Bernd. Du hast im Prinzip schon recht, aber man kann nicht von jedem verlangen das er seine DNA zurverfügung stellt.
Nur bei Vorbestraften oder Auffäligen leuten finde ich das sinnvoll.
Ich habe da zwar nicht so viel Ahnung was die DNA ist, aber ich versuche so wenig wie möglich von mir Preis zugeben. Es geht einfach niemanden was an.
Man weis ja nie was das in der Hand von den falschen Leuten verurschen kann. :gruebel:

Ich bin in dem Unfang wie du es beschrieben hast dagegen.

Obwohl wenn es soweit ist, wird keiner Rücksicht nehmen und wir müsssen eventuell alle zur Speichelabgabe.

Bernd
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Beitrag von Bernd »

@ScenicTuning

Du hast schon Recht was den Schutz der Daten vor Mißbrauch betrifft.
Ich weiß zwar nicht was einer mit meiner DNA anfangen kann,
ich hab nichts zu verbergen und wenn da jemand meine Eßgewohnheiten
rauskrigt, interessiert mich recht wenig.
Aber wie gesagt ich weiß nicht was man damit anfangen kann.

Was den Umfang betrifft, wie willst Du "Auffäligen Leute" definieren
Meiner Meinung nach hat das nur Sinn wenn jeder registriert ist,
denn es sind ja nicht nur ehemalige Straftäter die rückfällig werden,
(währe ja gut dann würde das Verbrechen aussterben) es sind
die Ersttäter die schwer zu finden sind und deren auffindung
mit Hilfe der DNA-Registrierung erheblich erleichtert wird.

Gruß Bernd

robo24
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Beitrag von robo24 »

bernd hat geschrieben:@ScenicTuning

.....
Ich weiß zwar nicht was einer mit meiner DNA anfangen kann,
ich hab nichts zu verbergen und wenn da jemand meine Eßgewohnheiten
rauskrigt, interessiert mich recht wenig.


Gruß Bernd

Das könnte zum Beisp. dazu führen das Du keine Krankenversicherung mehr bekommst wenn darin eine Erbkrankheit oder so etwas zu finden wäre, die Möglichkeiten die sich daraus ergeben kann man noch gar nicht im vollen Umfang absehen.

rainer2911
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Beitrag von rainer2911 »

Hallo,

wir hatten schon einmal die Frage nach der Zielgenauigkeit bei der Erfassung und Verarbeitung großer Datenmengen: Bei der Rasterfahndung. Man dachte damals, dass damit so genannte "Schläfer" ermittelt werden können. Dies hat sich als falsch erwiesen.
Die nach den Terroranschlägen des 11.Septembers in Deutschland gestartete Rasterfahndung führte bisher auf die Spur keines einzigen Terroristen. Insgesamt sammelten die Landeskriminalämter mehr als 8,3 Millionen Datensätze, aber lediglich ein einziges Ermittlungsverfahren wurde daraufhin eingeleitet und kurz darauf wieder eingestellt.
Aber es gab 600000 Verdachtspersonen, die z.T. Besuch von Ermittlern bekamen.
Das war eine gigantische Ressourcenverschwendung, die keinen Deut zur Verbesserung der Sicherheit beigetragen hat. Genauso, allerdings wie gesagt aus anderen Gründen noch sehr bedenklich, sehe ich eine allgemeine DNA-Speicherung.
Im Übrigen möge man bedenken, dass die Kriminalität sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert hat, bezieht man noch Faktoren ein wie die Aufnahme von Ladendiebstählen in die Statistiken, ist sie sogar deutlich gesunken. Und das auch schon vor den Massnahmenpaketen 2001. Deutschland ist so sicher wie nie zuvor, nur in den Medien steigt die Gewaltrate und die Berichterstattung darüber.
Wenn man wirklich objektiv die Sicherheit verbessern möchte, sollte man erstmal anfangen, z.B. den Polizeifunk zu erneuern, bevor man mit populistischen Massnahmen Wählerstimmen zu fangen versucht, auch wenn bei diesen Massnahmen im Verhältnis zum Schaden, den sie anrichten und den Kosten nur wenig oder überhaupt nichts bringen!
Neben Deutschland hat nur noch Albanien ein ähnlich veraltetes System. Der Sprechfunk von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten erlaubt keine Übertragung von Daten, etwa von Fahndungsfotos. Technisch versierte Bastler können ihn abhören, und ein direktes Gespräch etwa zwischen Polizei und Feuerwehr ist nicht möglich.

http://www.zeit.de/2004/14/T-Digitalfunk

Herzliche Grüsse

Rainer

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